Irland im Winter 2008/09 - Reisetagebuch

von Marcus Venzke

Wie schon so oft, fahre ich im Urlaub mit Rucksack nach Irland. Trotzdem ist es eine Premiere, Irland im Winter, 10 Tage über Sylvester. Sonst war ich immer im Sommer oder Frühherbst dort. Wie gewohnt soll es an die Westküste gehen, plus zwei Nächte in Dublin für An- und Abreise. Ich bin gespannt wie viele Backpacker sich noch um diese Jahreszeit dort hin verirren oder ob die Hostels leer sind. Und ich bin gespannt wie erträglich das Wetter sein wird.

Marcus Venzke

Marcus Venzke

Samstag, 27.12.08 - Ich fliege von Lübeck nach Dublin, in die Hauptstadt von Irland. Dazu muss ich erst mit dem Bus von Hamburg zum Lübecker Flughafen fahren. Auch in Dublin bringt mich ein Bus in die Stadt. Als ich gegen 17 Uhr ankomme, ist es schon dunkel. Ich checke ins Hostel ein und kaufe etwas für das Abendessen, das ich später in der Hostelküche zubereite. Außerdem mache ich einen ausgedehnten Spaziergang u. a. durch die vierspurige Prachtstraße O´Connell Street, die Fußgängerzone Grafton Street mit ihren Straßenmusikern, durch das Partyviertel Temple Bar, vorbei der großen Guinness Brauerei und entlang des Flusses Liffey.

Grafton Street mit Weihnachtsdekoration

Grafton Street mit Weihnachtsdekoration

Sonntag, 28.12.08 - Per Bus geht nach Killarney, im Südwesten Irlands, wo ich durch den Killarney National Park zum Ross Castle laufe. Der Bus braucht sechs Stunden mit Umsteigen im Städtchen Limerick. Eigentlich wollte ich den Zug nehmen, der in vier Stunden dort ist, aber mehr als doppelt so teuer gewesen wäre. Killarney ist sicher ein irischer Extremfall eines äußerst touristischen Ortes. Jetzt im Winter ist es aber viel ruhiger, obwohl trotzdem einige Touristen da sind. Auffällig ist das auch im Killarney National Park, der direkt am Ortsrand beginnt und spektakuläre Ausblicke auf den See Lough Leane und die Berge dahinter ermöglicht. Im Sommer strömen die Touristen durch den Park und es fahren ständig Kutschen an einem vorbei. Beides fehlt jetzt, nur wenige Passanten begegnen einem. Ich laufe einen großen Bogen durch den Park, Wege, die ich vorher noch nicht kannte, aber auf einer leichten Anhöhe besonders schöne Aussichtspunkte haben. Als ich um 17 Uhr am Ross Castle ankomme ist es fast dunkel, trotzdem laufe ich durch den Park zurück.

Ross Castle

Ross Castle

Montag, 29.12.08 - An meinem zweiten Tag in Killarney mache ich im Nationalpark eine Tageswanderung um den Muckross Lake und den Torc Mountain. Den ersten Teil des Weges zum Muckross House, einem prächtigen Herrenhaus im Park, kenne ich. Dann biege ich in einen Weg zwischen den Seen Muckross Lake und Lough Leane ein, wo die Landschaft schnell rauher und ursprünglicher wird. Auch die Berge kommen immer näher, mit den Seen wirkich tolle Ausblicke. Danach führt mein Weg eine leider recht befahrene Straße hinauf, weiter mit neuen Aussichten auf die Seen- und Berglandschaft. Schließlich laufe ich einen Fussweg zwischen Bergen, die "Old Kenmare Road", die mich am Torc Mountain vorbei zurück in die Nähe des Muckross Houses bringt, von wo ich nach Killarney weiterlaufe.

Kleiner See an Straße

Kleiner See an Straße

Dienstag, 30.12.08 - Ich fahre weiter auf die Dingle-Halbinsel in den Ort Dingle. Er ist einer meiner Lieblingsziele in Irland, liegt an einer Meeresbucht mit Hafen und hat sich ein wenig seiner Ursprünglichkeit bewahrt. Mit nur knapp zweitausend Einwohnern ist es der Hauptort der Halbinsel; die nächstgrößere Stadt Tralee ist fünfzig Kilometer entfernt. Der Ort ist sehr touristisch. Im Moment scheinen aber eher Iren da zu sein, die hier Sylvester verbringen. Da es bei meiner Ankunft etwas regnet, laufe ich am Nachmittag nur noch durch den Ort und ein Stück die Bucht entlang.

Schiffswrack am Hafen von Dingle

Schiffswrack am Hafen von Dingle

Mittwoch, 31.12.08 - Sylvester laufe ich von Dingle eine 32 Kilometer lange Runde zum Slea Head, dem westlichsten Punkt Irlands und sehe mir abends das Feuerwerk im Ort an. Zum Teil laufe ich auf dem Dingle Way, einem Fernwanderweg um die gesamte Dinglehalbinsel. Im Örtchen Ventry verläuft er zwei Kilometer über dessen schönen Sandstrand. Danach war er aber so nass, dass ich auf der parallel verlaufenden Straße weitergelaufen bin. Ein Stück weiter, am Slea Head, gibt es viele Klippen die zusammen mit einigen Inseln einen sehr schönen Ausblick bieten. Zurück laufe ich eine kleine Straße durch das Inland. Die Runde wird vom fünfhundert Meter hohen Mount Eagle begleitet, um den sie herumführt.

Klippen in der Nähe des Slea Head

Klippen in der Nähe des Slea Head

Das Sylvesterfeuerwerk beginnt abends um 10 Uhr im Hafen. Dort stehen mehr Passanten, als ich je in Dingle gesehen habe. Bei jeder einigermaßen netten Rakete quieken viele vor Begeisterung; wir Städter sind da wohl etwas verwöhnter. Die einzelnen Iren brennen selbst keine Böller oder Raketen ab. Sie feiern herausgeputzt in Partykleidung im Pub. Nach dem Feuerwerk setzt sich daher ein Strom von Menschen dorthin in Bewegung.

Donnerstag, 1.1.09 - Am dritten Tag in Dingle mache ich eine Tageswanderung zu einer Meeresbucht im Norden der Halbinsel und besichtige die 1200 Jahre alte Steinkirche Gallarus Oratory. Sie gilt als eine der ältesten frühchristlichen Kirchen und hat die Form eines umgedrehten Bootes. Die Steine wurden ohne Mörtel so aufeinander geschichtet, dass sie auch heute noch wasserdicht ist. Von der Kirche ist es nicht weit zur Bucht Smerwick Harbour mit Sandstrand und dem Ort Murreagh. Von dort laufe ich wieder ein Stück des Dingle Ways an der Bucht entlang oberhalb von Klippen. Ab dem nächsten Ort Feohanagh geht es dann zurück durch das Inland mit Blick auf den Mount Brandon, den mit 952 Metern höchsten Berg der Halbinsel. Auch jetzt, Anfang Januar, scheint er völlig ohne Schnee zu sein.

Gallarus Oratory

Gallarus Oratory

Freitag, 2.1.09 - Per Bus geht es weiter nach Norden in den Küstenort Doolin. Die Fahrt dauert jetzt im Winter den ganzen Tag. Ich muss zweimal Umsteigen, in Tralee dauert der Anschluss anderthalb Stunden, in Limerick über zwei. Die Zeit in Tralee nutze ich um bei Lidl Lebensmittel einzukaufen, denn Doolin hat nur einen kleinen Lebensmittelladen, der um diese Jahreszeit außerdem geschlossen ist. In Limerick werfe ich einen kurzen Blick auf die Innenstadt, den Fluss Shannon und das King John Castle direkt am Fluss. Erst gegen 20 Uhr komme ich in Doolin an. Neben Dingle ist das kleine, touristische Dorf mit lebendiger Folkmusikkultur eines meiner Lieblingsziele in Irland. Zu dieser Jahreszeit sind viel weniger Touristen dort als im Sommer, aber schon ein paar. Neben dem Lebensmittelladen sind daher auch die anderen Touristen-Shops und zwei der vier Hostels geschlossen.

Fluss Shannon und King John
Castle in Limerick

Fluss Shannon und King John Castle in Limerick

Samstag, 3.1.09 - Von Doolin laufe ich zu den Cliffs of Moher ein paar Kilometer südlich. Die Klippen sind das Standardprogramm für alle Touristen der Gegend. Sie fallen auf mehreren Kilometern bis über 200 Meter fast senkrecht ins Meer ab und sind ein Paradies für viele Vögel. Bei meinem letzten Besuch 2006 wurde ein Besucherzentrum mit Museum gebaut, das jetzt fertig ist. Es ist fast vollständig in den Berg hineingebaut; nur die Eingänge und ein paar Fenster sind sichtbar. Ich zahle die fünf Euro Eintritt und sehe mir die interaktiven Installationen, Schautafeln und die Multimedia-Show an, die verschiedene Aspekte der Klippen erklären. Dann laufe ich auf der Klippenkante entlang, wie alle Touristen vorbei an den Warn- und Verbotsschildern, die das zu verhindern versuchen. Auf dem gleichen Weg laufe ich auch wieder zurück und dann weiter nach Doolin.

Cliffs of Moher

Cliffs of Moher

Sonntag, 4.1.09 - An meinem zweiten Tag in Doolin mache ich eine Wanderung nach Norden an der Küste entlang und zurück durchs Karstgebirge Burren. Der Burren beginnt gleich nördlich von Doolin und reicht bis zum Meer. Von der Küstenstraße hat man so einen schönen Ausblick aufs Meer, das Gebirge und die felstige Küste. Dazu ist es vormittags mit Sonne geradezu frühlingshaft. Hinter dem Ort Fanore biege ich ins wildromantische Caher-Tal ein, das der Fluss Caher ins Gebirge geschnitten hat. Es ist der einzige Fluss im Burren, alle anderen versickern im Karstgestein. Zurück laufe ich auf dem Burren Way, einem Fernwanderweg, der quer durch den Burren, durch Doolin und an den Cliffs of Moher vorbei führt. Von den Bergrücken reicht der Blick weit übers Meer bis zu den Aran Islands südlich und dem Connemara-Gebiet im Norden.

Ruine eines Hauses am Weg

Ruine eines Hauses am Weg

Montag, 5.1.09 - Ich fahre mit dem Bus nach Dublin, um von dort am nächten Tag zurückzufliegen und laufe am Nachmittag einen großen Bogen um die Innenstadt. Zunächst gehe ich durch den Park St. Stephen´s Green mit seinen Seen, der im Zentrum am Ende der Fußgängerzone Grafton Street beginnt. Auf seiner anderen Seite ist es nicht weit zum Grand Canal, der von Dublin weit ins Land bis zu Fluss Shannon verläuft. Für die Berufsschiffahrt heute zu klein ist es schön, auf seinem grünen Fussweg an den vielen, alten Schleusen entlang zu laufen. Ich folge ihm bis zu den Grand Canal Docks, wo er im Fluss Liffey endet. Dort stehen viele neue Häuser und die Gegend macht einen sehr hippen Einduck. Ich überquere den Fluss und laufe an ihm entlang und vorbei an alten, schön hergerichteten Hafenbecken zurück in die Innenstadt.

...

Schleuse am Grand Canal

Dienstag, 6.1.09 - Per Flugzeug geht es zurück nach Deutschland. Morgens nehme ich den Bus zum Flughafen Dublin, fliege nach Lübeck von wo mich ein weiterer Bus in meine Heimatstadt Hamburg bringt.

Fazit - Es hat sich definitiv gelohnt für 10 Tage über Sylvester nach Irland zu fahren. Die Temperaturen waren mit 0 bis 10 Grad zum Wandern recht angenehm. Es hat kaum geregnet; da hatte ich wohl auch Glück. Zwar sind einige Hostels geschlossen, es sind aber genügend geöffnet - zumindest in den touristischen Hochburgen. Man ist auch nicht der einzige dort, über Sylvester waren einige Hostels sogar ausgebucht. Busse fahren im Winter natürlich weniger als im Sommer. Außerdem wird es um 17 Uhr dunkel, was für Wandertouren schon hinderlich sein kann. Das sollte man bei der Planung beachten.

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www.hostel-list.de