Malta 2007/08 - Reisetagebuch

von Marcus Venzke

Über Silvester fahre ich eine Woche auf die Insel Malta und ihre Schwesterinsel Gozo. Hauptsächlich will ich der Kälte in Deutschland entfliehen und auf Malta - 90 km südlich von Sizilien - sind es um diese Jahreszeit 15°C. Außerdem habe ich schon viel von Malta gehört und schöne Fotos gesehen, war aber noch nie dort. So komme ich keine zwei Wochen vor dem Abflug auf die Idee eine Woche meines Weihnachtsurlaubs dort zu verbringen. In diesem Reisetagebuch werde ich jeden Tag berichten, was ich erlebt habe.

Marcus Venzke auf Malta

Marcus Venzke auf Malta

Freitag, 28.12.07 - Da ich am Samstag sehr früh vom Flughafen Bremen fliege, fahre ich am frühen Nachmittag mit der Bahn nach Bremen und quartiere mich in einem Hostel ein. Am Nachmittag und Abend habe ich noch etwas Zeit und laufe ein Stück an der Weser entlang und durch den Grünstreifen des Stadtgrabens. Ich gehe auch zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten: dem schönen Rathaus mit der bekannten Bremer Rolandsstatue, dem St.-Petri-Dom und den schönen alten Gässchen Böttcherstraße und Schnoor.

Samstag, 29.12.07 - Ich fliege nach Malta, laufe über die Insel in die Hauptstadt Valletta und lerne, dass es auch am Mittelmeer sehr nass sein kann. Da mein Flug schon um 6:30 Uhr geht, stehe ich um vier Uhr auf und fahre mit der Straßenbahn zum Flughafen. In Malta angekommen, beschließe ich die 7km bis Valletta zu Fuß zu gehen - etwa die habe Breite der Insel. Dabei sehe ich einige Orte auch etwas Industrie und ein vermutlich ausrangiertes Militär-U-Boot in einem Hafenbecken. Ich laufe ein wenig durch die Stadt Valletta, die auf einer Halbinsel als Festung angelegt und sehr dicht besiedelt ist. Mit 7000 Einwohnern ist sie das Zentrum einer Metropole mit über 200000 Menschen, der Mehrheit der Malteser. Die beiden Hostels liegen in der moderneren Stadt Sliema gegenüber der Halbinsel von Valletta.

Valletta

Valletta

Der Himmel ist schon den ganzen Morgen bewölkt, an der Küste ist es außerdem recht stürmisch, so dass die Fähre nach Sliema nicht fährt. Auf dem Weg durch Valletta zum Bus werde ich von einem Gewitterschauer überrascht, der so stark ist, dass meine Hose nach zwei Minuten durchgeregnet ist, noch ehe ich mich in ein Einkaufszentrum retten kann. Auch am Nachmittag regnet es immer wieder z. T. sehr stark. Straßen verwandeln sich in Bäche, an einer Kreuzung steht das Wasser 10cm hoch. An den Felsen der Küste spritzt die Brandung Meter hoch. Erst am Abend werden die Schauer schwächer und seltener und ich laufe noch durch das Partyviertel "Paceville".

Brandung in Sliema

Brandung in Sliema

Sonntag, 30.12.07 - Bei leichten Schauern sehe ich mir Valletta an. Die Hauptstadt und Festung ist schon etwas besonderes. Sie wurde im 16. Jahrhundert von Ordensrittern zum Schutz gegen angreifende Türken gebaut. Aus der Zeit gibt viele schöne Gebäude, neben Kirchen vor allem die sogenannten Auberges, imposante Unterkünfte für die Ritter. Trotzdem ist Valletta kein Museum, sondern eine dicht bewohnte Stadt mit Geschäften und Regierungssitz. Ich bin Kreuz und Quer durch die Straßen gelaufen. Besonders beeindruckt haben mich neben dem Ausblick über die Bucht die abenteuerlichen Fußwege der südöstlichen Stadtbefestigung und um die felsige Nordspitze der Halbinsel unterhalb der Festungsmauern direkt am Meer.

Lower Barracca Garden in Valletta

Lower Barracca Garden in Valletta

Silvester, 31.12.07 - Ich fahre weiter auf die Insel Gozo und quartiere mich im Ort Marsalforn in einer Ferienwohnung ein. Gozo gehört ebenfalls zum Staat Malta und ist etwas kleiner als die Hauptinsel, die dem Staat seinen Namen gegeben hat. Vor allem ist Gozo deutlich dünner besiedelt, was mir nach dem Aufenthalt in der städtischen Region um Valletta besonders angenehm auffällt. Es gibt viel Grün und felsige Hügel. Marsalforn ist ein kleiner Ferienort im Norden der Insel. Für ihn habe ich mich entschieden, weil es dort zwei Hostels gibt. Im ersten Hostel (Maria Giovanna) angekommen erfahre ich, dass es renoviert wird, ich aber für 15 Euro pro Nacht eine Ferienwohnung bekommen kann. So habe ich nun zwei Schlafzimmer und ein Wohnzimmer mit Küchenzeile und Meerblick, insgesamt mehr Platz als in meiner Wohnung in Hamburg. Am Nachmittag laufe ich die vier Kilometer nach Victoria, den Hauptort der Insel, zum Einkaufen. Dort besichtige ich bereits im Dunkeln die beeindruckende Zitadelle.

Blick aus meiner Ferienwohnung in Marsalforn

Blick aus meiner Ferienwohnung in Marsalforn

Dienstag, 1.1.08 - Ich mache eine Wanderung am Meer entlang durch zwei Ortschaften sowie über einen Sandstrand, und besichtige eine Höhle. Das neue Jahr begrüßt mich mit einem sonnigen Frühlingstag, mit gelben Blumen und grünen Wiesen. Es ist der erste Tag an dem es nicht regnet. Von meinem Quartier in Marsalforn laufe ich zunächst in den oberhalb auf einem Hügel gelegenen Ort Xaghra. Dort will ich 5500 Jahre alte Tempelruinen besichtigen, die aber leider am Neujahrstag geschlossen haben. Ich gehe weiter hinab Richtung Meer zur Kalypso Höhle in der die Nymphe Kalypso nach der griechischen Mythologie Odysseus verführt haben soll. Man kann einfach in die Höhle gehen; sie ist aber weder groß noch spektakulär. Gleich benachbart liegt der schöne Sandstrand Ramla Bay mit bräunlichem Sand. Hinter ihm führt ein Weg weiter am Meer entlang, der aber immer schlechter zu erkennen ist, so dass ich ihn schließlich verliere und querfeldein weiter laufen muss. Heraus komme ich zwischen Orangen- und Zitronenbäumen, von wo eine Straße ins Inland zum Ort Nadur führt. Es ist der größte Ort der Insel und liegt 150 Meter über dem Meer, so dass man einen z. T. atemberaubenden Blick in verschiedene Richtungen hat. Von dort laufe ich wieder über den Ort Xaghra zurück nach Marsalforn. Nach dem Abendessen schaue ich mir noch Salzpfannen westlich des Ortes an, in denen früher durch trocknen von Meerwasser Salz gewonnen wurde.

Sandstrand Ramla Bay

Sandstrand Ramla Bay

Mittwoch, 2.1.08 - Vom Touristenort Xlendi laufe ich an der Südwestküste entlang und sehe Steinbrüche, hohe Klippen und einen natürlichen Kalksteinbogen. Nach Xlendi fahre ich mit dem Bus. Der Küstenort liegt dekorativ in einem schmalen Tal an einer ebenso schmalen, fjordartigen Bucht. Vom Wasser führt dort der Wanderweg steil den Berg hinauf und folgt z. T. im größerem Abstand der Küstenlinie, so dass sich häufig schöne Ausblicke auf das Meer ergeben. Später führt der Weg an Steinbrüchen vorbei, in denen die gelblichen Kalkquader geschnitten werden, aus denen in Malta fast alle Häuser gebaut sind. Weiter geht es zum Azure Window, einem natürlichen Bogen aus Stein direkt am Meer, unter dem das Wasser hindurch fließt. Er ist ein beliebtes Postkartenmotiv und Touristenmagnet. Zurück laufe ich nach Victoria, den Hauptort der Insel, und sehe mit nochmal bei Tageslicht die Zitadelle an. Per Bus fahre ich nach Ghanisielem, kurz vor der Fähre zu Insel Malta und steige dort in der Jugendherberge ab.

Azure Window

Azure Window

Donnerstag, 3.1.08 - Per Fähre geht es zurück auf die Insel Malta, wo ich mir die Zwillingsstädte Mdina und Rabat im Südwesten der Insel ansehe. Die befestigte Stadt Mdina ist von beiden die deutlich interessantere. Schon von den Römern angelegt, wurde sie im Mittelalter stark befestigt und war im 15. Jahrhundert kurz Hauptstadt. Sie hat ihren mittelalterlichen Charme mit engen Gassen und beeindruckenden Gebäuden bis heute nicht verloren. Auch hat man einen atemberaubenden Ausblick über den gesamten Norden der Insel. Dagegen fällt Rabat deutlich ab, obwohl ebenfalls enge Gassen zum Bummeln einladen. Nach der Stadtbesichtigung laufe ich zum drei Kilometer südlich liegenden ehemaligen Höhlendorf Ghar il-Kbir. Bis ins 19. Jahrhundert gab es in der mittlerweile eingestürzten Höhle ein unterirdisches Dorf. Heute kann man noch einzelne Kammern besichtigen, z. T. mit in die Wand gehauenen Regalen.

Mesquita Square in Mdina

Mesquita Square in Mdina

Freitag, 4.1.08 - Ich laufe an den Dingli Cliffs entlang und sehe die Tempelruinen von Hagar Qimi und Mnajdra. Die Dingli Cliffs liegen an der Südwestküste von Malta, die hier meist in zwei Stufen bis zu 200 Meter ins Meer abfällt. Bei der Wanderung erst oberhalb der Klippen, dann auf halber Höhe, habe ich atemberaubende Ausblicke auf die Felsenlandschaft, das Meer und die vorgelagerte Felseninsel Filfla. Der Wanderweg endet bei den Ruinen der Tempelanlagen von Hagar Qim und Mnajdra, die nur wenige hundert Meter von einander entfernt liegen. Sie wurden noch vor der Bronzezeit zwischen 3600 und 2500 vor Christus für rituelle Handlungen wie Tieropfer erbaut. Leider sind beide gerade wegen Bauarbeiten geschlossen, so dass ich sie mir nur von außerhalb des Zaunes anschauen kann. Danach geht es per Bus zurück in die Hauptstadt Valletta, wo ich die letzte Nacht meines Urlaubs in einem Hotel verbringe.

Dingli Cliffs

Dingli Cliffs

Samstag, 5.1.08 - An meinem Rückreisetag geht es per Flugzeug zurück nach Bremen und per Bahn weiter nach Hamburg. Ich fliege gegen 10 Uhr ab, so dass ich am frühen Nachmittag zu Hause bin.

Independent Hostels in Deutschland:
www.hostel-list.de